«Morgenstund hat Gold im Mund»

Heute sitze ich seit langem wieder einmal früher als früh im Zug. Als ich noch Pendlerin war, war dies für mich jeden Morgen selbstverständlich und so habe ich mir keine allzu grossen Gedanken dazu gemacht. Heute aber, wo dies zu einer Ausnahme geworden ist, fallen mir daher umso mehr Dinge auf.

Das Grüppchen auf dem Bahnsteig scheint eine eingeschworene Gesellschaft zu sein. Jeder steht jeden Morgen in etwa am gleichen Ort, steigt in denselben Wagen und hält Ausschau nach «seinem» Plätzchen. Man kennt sich, man grüsst sich, und dann taucht jeder ab in seine eigene Welt – entweder schlafend mit Musik in den Ohren, oder tief versunken hinter seinem Laptop.

Und kennen Sie den Mythos bezüglich «Eulen» und «Lärchen»…. Also Letzteres scheint bei den Pendlern nicht zu existieren. Es ist immer noch mucksmäuschenstill im Zug, keine Gespräche, kein Lachen, jeder ist einfach nur für sich. Ob ich froh darüber bin? Ja! Und auf was will ich eigentlich hinaus? Das ist einfach!

Normalerweise fängt mein Tag Knall auf Fall an. Kaum Zeit für Kaffee geschweige denn Frühstück, sondern ich bin einfach sofort mitten drin. Dies nicht, weil ich besonders spät aufstehe, im Gegenteil, sondern weil ich die «ruhige Zeit» am Morgen einfach nicht für «Ruhiges» nutze.

Der Pendlermorgen und der so zwangsweise für mich entspanntere Morgen hat mir gezeigt, dass aber genau diese ersten Stunden des Tages mitunter nicht nur wie von mir bisher genutzt die produktivsten des Tages sein können, sondern einem auch enorm viel Kraft für den Tag geben, kreative Gedanken zulassen und einen Dinge wahrnehmen lassen, die ev. später in der Hektik des Tages verloren gingen. Halten also auch Sie einmal mehr inne, und geniessen sie diese unverbrauchte Stille und Energie. Einen wunderbaren Freitag!