Ist Fünfzig das neue Dreissig?

Der Titel könnte eventuell etwas verwirrend sein, denn weder will ich heute über die neusten Hautpflegeprodukte berichten noch sonst über etwelche Methoden, um den Falten an den Kragen zu gehen. Zugegeben, das Thema beschäftigt mich auch noch nicht allzu gross.

Es geht mir in diesem Blog nicht um das Offensichtliche – das Älterwerden – sondern um eine etwas andere Verschiebung, die sich definitiv da und dort beobachten lässt. Zum Nachdenken inspiriert hat mich ein neulich gelesener Zeitungsartikel der erklärt, dass früher im Berufsleben zumeist ein Bewerber in seinen Dreissigern bevorzugt wurde. Einerseits ist dieser günstiger, bringt aber doch schon einiges an Erfahrung mit. Der Bewerber in seinen Fünfzigern hingegen hatte meistens die schlechteren Karten, da dieser trotz seiner breiten Erfahrung für ein Unternehmen halt auch seinen Preis hat.

Dieser direkte Vergleich geht natürlich nur auf, wenn ansonsten alle Vergleichsfaktoren ähnlich oder sogar gleich sind. Nun erwähnt der Artikel aber einen wichtigen Punkt: die unterschiedliche Vorstellung für ein zufriedenes und ausgeglichenes Leben der beiden Generationen. Der Bewerber in seinen Fünfzigern stammt aus der Generation «zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen (wenn du dann noch Energie dafür hast)». Der Bewerber in seinen Dreissigern hingegen zeigt zwar zumeist auch einen gewissen Karriereehrgeiz, aber gleichzeitig ist ihm eine gesunde Work-Life-Balance, Freunde und Familie wichtig. Zudem ist er in einer Zeit aufgewachsen, die es ihm zunehmend erlaubt hat, diese Werte als legitim und wichtig für seine Jobentscheidungen zu berücksichtigen.

Der Artikel schliesst daraus, dass die Generation 50+ durch ihren Arbeitseifer Auftrieb am Arbeitsmarkt bekommt, und somit zur jüngeren und günstigeren Work-Life-Balance-Fraktion einen entscheidenden Vorteil erhält. Ist dies wirklich so? Bringt jemand, der Wert auf ein ausgeglichenes und energiegebendes Leben nebst der Arbeit legt, dem Arbeitgeber wirklich weniger? Anders gefragt, ist der Mitfünfziger, der sich vorwiegend über seine Karriere identifiziert, wirklich die bessere Wahl?

Ich kann und will diese Frage nicht beantworten und zugegeben, die beiden Extreme sind theoretisch und etwas überspitzt definiert. Was ich aber interessant finde ist die grundsätzliche Erkenntnis, wie die verschiedenen Generationen ticken und welche Lebensziele sie haben. Um dies zu nutzen, würde in einer optimalen Welt ein Team aus den verschiedensten Generationen Sinn machen, denn ich bin mir sicher, jeder im Team, jung oder alt, könnte auf seine Weise davon profitieren.

Einen tollen Freitag und herzliche Grüsse,

Manuela Brugger